krimifestival: chelsea cain und der sektionssaal im institut der pathologie

gestern abend war ich bei der ersten krimi-lesung in diesem jahr. chelsea cain stellte ihr neues buch vor. grazie ist der titel und handelt von gretchen.

sektionssaal im institut der pathologie

doch bevor ich auf die protagonisten von grazie eingehe, hier noch ein paar anmerkungen zu dem ambiente eines sektionssaales. es ist der alte sektionssaal. es gibt mittlerweile einen neuen und wie wir gestern erfahren haben, steht dieser unter denkmal-schutz. ich war pünktlich da und hatte das glück, dass ich einen platz in den oberen reihen ziemlich in der mitte bekommen konnte. ich schaute durch die reihen und mit fiel auf, dass das thema sezieren und thriller von frauen dominiertes ist. grob geschätzt würde ich schätzen, dass gestern abend ca. 80 prozent der zuhörer/innen frauen waren. das erstaunt. es mag vielleicht noch an der uhrzeit liegen, denn 18 uhr als start ist schon relativ früh, je nachdem wo man arbeitet.
jedenfalls ertappte ich mich dabei, wie ich versuchte, aus den anwesenden einen serienmörder zu erkennen….

sektionssaal -institut der pathologie professor doktor graw institut fuer gerichtsmedizin

der saal selbst beschreibt die form eines u’s mit nach oben breiter werdenden stuhlreihen. das hat, wie uns professor graw später mitteilte, mit der position des leichentisches zu tun, den man so hinstellt, daß jeder einen guten blick auf das eigentliche sezieren hat (wichitg dabei ist, dass man flüssigkeiten aller art absaugen kann, was durch ein schlauchsystem sicher gestellt wird.

prof. graw gehörte dann auch der erste, sehr spannende teil. er stellte sich als rechtsmediziner vor. als tatort-verwöhnter zuschauer sind das diejenigen, die man meist in einem sehr klinischen raum stehen sieht und der dann so sachen sagt wie „stumpfes schädeltrauma und er war bereits tot, als er angeschossen wurde.“ graw wies auf den begrifflichen unterschied zwischen einem pathologen (die als makro- und mikroskopische lehre von lebenden verstanden wird und sich nur im bereich der autopsie mit der inneren leichenschau auseinandersetzt) und einem gerichtsmediziner. graw ist rechtsmediziner und beschäftigt sich durch seine ausbildung in der psychatrie, pathologie und der gerichtsmedizin (analytik, wirkung von alkohol, drogen, etc) mit der äußeren leichenschau.
in thriller findet man immer öfter auch den begriff des forensischen osteologen, der sich mit den knochen bei skelletierten leichen beschäftigt. diese verschiedenen disziplinen laufen ineinander und sind bei der aufklärung eines falles sehr hilfreich. graw hat mich beeindruckt. wenn man sich vorstellt, das jemand jeden tag mit toten verbringt, sie analysiert um einen wissenschaftlichen bericht über das zustandenkommen eines todes zu berichten, dann konnte er doch den einen oder anderen scherz landen. es ist sicher kein job wie jeder andere, aber einer, zu dem eine begeisterung gehört, die bei graw zu spüren war. es ist eine aufgabe, und im bereich der verbrechensbekämpfung eine sehr wichtige.

chelsea cain grazie und ralph herforth

der zweite teil war die lesung von chelse cain und ralph herforth. chelsea stammt aus iowa und ist in einer hippie-familie groß geworden. als sechs-jährige begann sie damit einen friedhof für die haustiere der nachbarschaft anzulegen. sie schmückte die gräber und legte, sofern ich sie da richtig verstanden habe, glitzernde steine in die schachtel, in denen die tiere begraben wurde. eine analogie zu den ägyptischen gräbern, wie sie selbst fand. heute, gestand sie, war das schon ein bisschen weird…
als sie dann irgendwann schwanger wurde, besuchten sie kurse im krankenhaus, wie ein neugeborenes am leben gehalten werden kann. ich habe den sinn nicht ganz verstanden, aber es ging wohl darum, dass chelsea und ihr man die sorge hatten, dass ihr kind nicht überleben könne. in diesen kursen wurden teils videos gezeigt, die sie inspirierten. es kam während dieser zeit zu einer festnahme von gary ridgway. er gestand 2003 48 morde. chelsea berichtete, dass larry king auf cnn ein bild mit ridgway gezeigt haben soll, wo er mit polizisiten zu sehen ist und dass sie sich wie alte freunde unterhalten. viele cops haben damals ihre karriere damit verbracht den green river killer zu überführen. sie fand dies interessant und stellte sich die frage, wie das verhältnis cop – serienmörder wäre, wenn es sich bei dem killer um eine frau handelt. das verhältnis dieser beiden personen. nicht nur um des mordens willen, sondern auch auf sexueller basis. und genau das ist die grundlage für die beiden bücher. chelsea berichtete, dass sie gerade an einem dritten buch über diese beiden (gretchen lowell, serial killer und archie sheridan) schreibt.
chelsea cain und ralph herforth lasen beiden vor. herforth den deutschen teil, chelsea aus dem amerikanischen original. es ist sehr spannend einer autorin zuzuhören, die ihr eigenes werk vorliest. mit ralph herforth hatte sie jemand an ihrer seite, der es schafft durch die art und weise des vorlesens eine große spannung zu erzeugen. die umgebung des sektionssaales tat sein übriges.